»Die Not muss berühren«

Weihbischof Heinz-Günter Bongartz feierte mit rund 200 Pilgern den Gottesdienst bei der diesjährigen Diözesanwallfahrt der Männer in Germershausen.

Germershausen (kpg). Einen „riesen Schwung“ spürt Martin Zimmer nach dem Gottesdienst mit Weihbischof Heinz-Günter Bongartz. „Ich nehme heute eine neue Begeisterung für die Wallfahrtstradition mit“, erklärt der Geschäftsführer des Verbands Katholischer Männer. Am Morgen war er bei feucht-kaltem Wetter von Rollshausen zu Fuß nach Germershausen gepilgert, gemeinsam mit etwa 80 Männern. Aufgrund der Witterung wurde der Gottesdienst vom Freialtar in die Wallfahrtskirche „Mariä Verkündigung“ verlegt. Insgesamt rund 200 Wallfahrer füllten die Kirche, gut 30 Abordnungen zogen mit ihren Bannern ein.

 

 

 

 

 

Christliches Handeln auch im Alltag gefragt

„Bei besserem Wetter, wäre bestimmt die dreifache Menge Pilger gekommen“, ist sich Heinz-Jürgen Thiele von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung sicher. In einer Gruppe von Radfahrern war er morgens in Duderstadt gestartet. Für Thiele hat die Wallfahrt gezeigt, dass der Glaube gelebt werden muss. „Wer auf den Kirchenstufen knien kann, soll das auch raushängen lassen, wenn er draußen ist.“ Auch am Arbeitsplatz sei christliches Handeln nötig.

„Kirche ist die Gemeinschaft derer, die sich vom Glauben berühren lassen“, erklärte Weihbischof Bongartz zuvor in seiner Predigt. Dazu gehöre es, dem Beispiel Jesu zu folgen. Im Markusevangelium wird Jesus gebeten, einen Taubstummen zu berühren, der anschließend sprechen kann. „Jesus ließ sich berühren und er berührte in Liebe jene, die in der Gesellschaft keinen Ort haben“, sagte Bongartz. Das sei derzeit in Europa ganz besonders gefordert. „Wer sich Jesus auf die Fahnen schreibt, muss sich berühren lassen von der Not der Menschen, die um ihre Zukunft bangen.“

Anschläge dürfen sich nicht wiederholen

„Das sind Gedanken, die man vertieft“, meint Klaus Langer von der Männergemeinschaft Wolfsburg. Kolpingmitglied Michael Klar aus Hannover freut sich über das „Fest des Glaubens, wie in jedem Jahr“. Für Gerd Hübner aus Rollshausen fordert das dem Evangelium entsprechende Leitwort der Wallfahrt – „Die Ohren geöffnet, die Zunge befreit“ – dazu auf, die innere Ruhe zu suchen: „Es ist wichtig, anderes abzuschalten und den eigenen Weg als Christ weiterzudenken“.

Bei der Dankandacht erinnerte eine frei vorgetragene Fürbitte daran, dass viele der Anwesenden nach dem Zweiten Weltkrieg selbst Flüchtlinge waren. „Der Heilige Geist möge den Flüchtlingen heute beistehen, dass sich die Anschläge nicht wiederholen“, formulierte ein Pilger.