Bericht vom Weltjugendtag 2016 in Krakau

Julia Kopp aus Seulingen war im Juli mit anderen Jugendlichen aus den Dekanaten Göttingen und Untereichsfeld auf dem Weltjugendtag in Krakau/Polen. Lesen Sie hier, was sie zunächst im Bistum Tarnow und dann auf dem Weltjugendtag erlebt hat.

Die Straßenbahn, in der ich sitze ist so voll wie nie zuvor. Vor mir Italiener, hinter mir Menschen aus dem Kongo und neben mir Brasilianer. Die Straßenbahn nähert sich langsam der Stadt, wohin ich auch schaue, sehe ich junge gut gelaunte Menschen. Alle tragen die Flagge ihrer Nationalität bei sich, ein buntes Farbenmeer voll junger Christen und sie alle singen dieses eine Lied. Einige in ihrer Muttersprache und andere auf Polnisch, auch wenn sie nie zuvor auch nur ein Wort Polnisch sprechen konnten. Sie singen: „Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden!“ Der Grund für diese einmalige Stimmung ist der Weltjugendtag in Krakau/ Polen, der vom 26. Juli 2016 bis 31. Juli 2016 stattfindet.

Das Ereignis beginnt aber schon bereits eine Woche zuvor mit „den Tagen der Begegnung“, die ich zusammen mit den anderen knapp 250 Teilnehmern aus dem Bistum Hildesheim im Bistum Tarnow erleben darf. Gemeinsam mit 13 anderen Jugendlichen aus den Dekanaten Göttingen und dem Untereichsfeld wohnen wir in Gastfamilien in dem kleinen Ort Swiebodzin. Wir lernen in den vier Tagen dort die polnische Kultur, aber vor allem auch die warmherzige polnische Gastfreundschaft kennen. Nachdem wir spät abends in Swiebodzin ankommen und dort von unseren Gastfamilien freundlich in Empfang genommen werden vergingen nur wenige Stunden und ich fühle mich als würde ich Magda und ihre Eltern Therese und Augustin, die Familie, die mich bei sich wohnen lässt, schon ewig kennen.

In den kommenden Tagen lernen wir die Bistumshauptstadt Tarnow kennen und erfahren dort einiges über die polnische Geschichte. Am gleichen Tag besichtigen wir ein kleines Dorf, in dem jedes Gebäude mit polnischer Blumenmalerei gestaltet ist.

Der nächste Tag ist ein heißer Sommertag. Dies bringt unsere polnischen Freunde aber nicht davon ab uns zu zeigen, was es bedeutet in Polen zu wallfahren. Als wir in den Tag starten ahnt noch niemand von uns, dass wir an diesem Tag einen 15 km Pilgerweg mit anschließendem Kreuzweg auf einen Hügel in Zawada, ebenfalls ein kleiner Ort im Bistum Tarnow, zurücklegen. Die Müdigkeit ist schnell vergessen als uns dort oben drei Priester in langen schwarzen Sutanen mit ihrer polnischen Rockmusik in Empfang nehmen, um mit uns gemeinsam bei einem kleinen Festival den Tag ausklingen zu lassen.

In den Tagen danach setzen wir in unserer Gemeinde ein Zeichen der Barmherzigkeit und verrichten zusammen mit den polnischen Jugendlichen ein kleines Arbeitsprojekt.

Das Highlight der Woche ist ein großes Glaubensfestival, das wir gemeinsam mit allen Teilnehmern des Weltjugendtages, die im Bistum Tarnow untergebracht sind, in Stary Scanc verbringen, dort wo auch schon Papst Johannes Paul II. Gottesdienst gefeiert hat. Ein Ort, der den polnischen Christen bis heute sehr wichtig ist. Neben den vielen Besichtigungen und Erlebnissen in der Region Tarnow versorgen uns unsere Gastfamilien stets mit jeder Menge guten traditionellen Essen und sind rund um die Uhr um unser leibliches Wohl besorgt.

Am 25.Juli 2016 heißt es dann Abschied nehmen von unseren neuen polnischen Freunden in Swiebodzin und Ankommen in Wisniowa, der Ort in dem wir nun alle anderen Teilnehmer aus dem Bistum Hildesheim wieder treffen. Dort beziehen wir gemeinsam unsere neue Unterkunft, eine Schule, in der wir für die Tage des Weltjugendtages untergebracht sind.

Jetzt sind wir nicht mehr weit von dem Großereignis „Weltjugendtag“ in Krakau entfernt. Mit Pilgerrucksack, Pilgerhut und Pilgerausweis ausgestattet ist unsere erste Station die Katechese für alle deutschsprachigen Pilger in einem Vorort von Krakau. Nach interessanten Gesprächen über den Glauben und wie dieser in einer modernen Zukunft aussehen sollte, sitze ich nun in der mehr als überfüllten Straßenbahn. Um mich herum alles andere als genervte Gesichter. Die Straßenbahn ist bunt, die Stimmung einmalig. Es wird sich unterhalten, Sprache spielt dabei keine Rolle. Es werden Fahnen geschwenkt und gesungen. Alle sind gut gelaunt und wie voll die Straßenbahn und wie unbequem das Stehen ist, ist völlig egal. In den nächsten Tagen laufe ich gemeinsam mit Freunden durch Krakau, immer wieder sprechen uns fremde Menschen an, wir unterhalten uns, unterschreiben auf ihren T-Shirts, tauschen unsere Flaggen und machen Selfies.

Als am Donnerstag dann endlich Papst Franziskus zu uns nach Krakau kommt und ebenfalls wie wir Teilnehmer mit der Straßenbahn durch die Stadt zur Blonia-Wiese fährt, dort wo das „Papst-Willkommen“ und „Der Kreuzweg“ stattfindet, sind wir erst vollständig. Jetzt sind alle da und der Papst wird gefeiert wie man es eigentlich nur von Popstars kennt. Alle jubeln und rufen: „Papa Francesco! Papa Francesco!“.

Und dann ganz plötzlich und unerwartet sehe ich Papa Francesco auch ganz nah in seinem Papa – Mobil an mir vorbei fahren. Er lächelt, winkt und sieht glücklich aus. Ganz automatisch winke ich ihm, wie alle anderen es auch tun, zurück. Für mich ein sehr emotionaler Moment.

Das Highlight der ganzen Tage in Polen ist dann natürlich die Vigil-Feier, die Übernachtung unter freien Himmel mit allen Teilnehmern des Weltjugendtages und natürlich der große Abschlussgottesdienst mit Papst Franziskus auf dem Campus Misericordiae. Als am Ende des Gottesdienstes der sogenannte Weltjugendtags-Schlager „Jesus Christ, you are my life“ angestimmt wird und sich 3 Millionen Jugendliche aus der ganzen Welt dabei schunkelnd in den Armen liegen, bemerke ich wie ich am ganzen Körper Gänsehaut bekomme. Der Moment wirkt so friedlich und lässt all die negativen Erfahrungen, die uns in der letzten Zeit überall auf der Welt beschäftigen für einen Moment vergessen.

Es sind Tage in denen ich immer wieder aufs Neue mit Menschen aus allen Teilen der Welt in Kontakt trete und ja, eigentlich sind es Fremde, aber fremd fühlt sich das überhaupt nicht an. Alle sind so nett zueinander, dass man eher das Gefühl von Freundschaft empfindet. Warum das so ist? Ich denke es gibt nur einen Grund warum Fremde plötzlich zu Freunden werden. Es ist unser Glaube, der uns verbindet und der uns den Anlass gibt hier in Krakau zu sein. Wir sind hier, um unseren Glauben zu feiern. Gemeinsam mit knapp 3 Millionen jungen Christen aus der ganzen Welt.

Was ich vom Weltjugendtag mitgenommen habe, ist auf jeden Fall die Erfahrung als junger Mensch im Glauben nicht alleine zu sein. Es tut gut den Glauben auch einfach mal zeigen zu dürfen ohne dass man schief angeguckt wird und kritisch hinterfragt wird. Für mich ist der Weltjugendtag eine „Tankstelle des Glaubens“. Die Erfahrung mit vielen anderen jungen Menschen den Glauben zu feiern zeigt mir, dass Glauben verbindet, Gemeinschaft und Begegnung ermöglicht und somit eine Bereicherung im Leben sein kann. Im Glauben gestärkt, geht der 31.Weltjugendtag in Krakau zu Ende. Ich fahre nach Hause, mein Pilgerrucksack ist gefüllt mit all den schönen Erfahrungen und Erlebnissen, die ich während der Zeit in Polen machen durfte und wenn es im Alltag mal wieder schwierig wird den Glauben zu zeigen und man mehr Kritik als Verständnis erfährt, öffne ich meinen Rucksack und erinnere mich an all die schönen Begegnungen in Polen.

Der nächste Weltjugendtag findet 2019 in Panama statt, vielleicht eine Gelegenheit meinen Rucksack wieder aufzufüllen?! :D