Die Geschichte der Kirche St. Johannes der Täufer zu Seulingen

So wechselvoll die Geschichte von Seulingen ist, so wechselvoll ist auch die Geschichte der Kirchen von Seulingen.

Jüngste Ausgrabungen im Rahmen einer grundlegenden Renovierung der Kirche zum 300jährigen Kirchenjubiläum im Jahre 1987 haben gezeigt, dass die Anfänge der Kirche von Seulingen bis ins Jahr 1000 und vielleicht noch weiter zurückgehen. Das ist nicht nur eine wichtige Erkenntnis über die Kirche dieser Pfarrei, sondern über die Menschen dieser Gemeinde, die ein Gotteshaus als Mittelpunkt ihres religiösen Lebens gebaut haben.

Aufgrund dieser jüngsten Ausgrabungen konnte die Geschichte der Vorgängerkirchen viel präziser bis in jene Anfänge zurückverfolgt werden, die im 10./11. Jahrhundert schon Mittelpunkt der ersten, christlichen Bewohner dieses Ortes waren. 

Um diese interessanten und bisher unbekannten Funde der Nachwelt zu erhalten, wurden 2/3 des freigelegten Raumes der romanischen und gotischen Kirchen nicht wieder zugeschüttet.

Die Besucher der heutigen Kirche haben Gelegenheit, über eine Öffnung in die neu entstandene Gruft hinabzusteigen (gleichsam in die Geschichte dieser Kirche), wo auch das Pastorengrab von Pfarrer Günter, dem Erbauer dieser Kirche zu sehen ist.

So kann man zusammengefasst die Geschichte der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer bis zum Jahre 2014 wie folgt beschreiben:

Pfarrkirche St. Johannes der Täufer

Pfarrkirche St. Johannes der Täufer

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  • Vor dem Jahr 1000:  Besiedlung der Ortschaft an der Suhle.
  • Um 1100: Pfarrkirche als romanischer Saalbau mit eingezogenem quadratischem Chor.
  • Um 1250: Zerstörung dieser Kirche durch Brand.
  • Vor 1300: Bau einer gotischen Hallenkirche mit eingezogenem, polygonal gebrochenem und quadratischem Turm im Westen, als Überbau über die Fundamente der alten, romanischen Kirche, die kleiner war.
  • Am 19.07.1623: Zerstörung dieser Kirche im Dreißigjährigen Krieg durch den "tollen Christian von Braunschweig". Lediglich der Kirchturm sowie 3 Häuser des Ortes blieben verschont.
  • 1625/26: Errichtung einer Notkirche auf den Mauern der zerstörten Kirche. Der Taufstein der jetzigen Kirche ist aus diesem Jahr.
  • 1686: Abriss der Notkirche, weil sie "für das Volk zu klein war".
  • 1686/87: Bau der jetzigen barocken Kirche auf den Fundamentender gotischen Vorgängerkirche durch den Baumeister Dominikus Ballatt aus Würzburg. 
  • 1692: Konsekration der Kirche durch den Mainzer Weihbischof Daniel Gudenus.
  • Mitte 19. Jahrh. wird über eine Erweiterung der Kirche durch ein Querschiff nachgedacht.
  • 1869: Fertigstellung des Anbaus mit neuem Altarraum und Sakristei durch Architekt Tochtermann aus Hildesheim.
  • 1879: Chor und Kirchenschiff erhalten eine neuromanische Dekorationsmalerei durch die Firma Borgmeyer aus Hildesheim.
  • 1909/10: neue Kirchenfenster durch die Glasmalerfirma Henning/Andres aus Hannover.
  • 1913 gibt es neue Pläne zur Erweiterung der Kirche durch den Architekten Stübe aus Duderstadt. Durch den 1. Weltkrieg leider nicht realisierbar.
  • Auch nach dem Krieg wegen finanzieller Not keine Verwirklichung.
  • Nach der Inflation 1924 erfolgt eine Erneuerung der Wandmalerei mit Jugendstilelementen durch den Prof. Lode van der Linden aus Holland.
  • Im 2. Weltkrieg 1942 werden 2 Glocken zur Verwendung als Kriegsmaterial eingezogen. Im Jahr 1951 erhält die Gemeinde drei neue Glocken. Generalvikar Dr. Wilhelm Offenstein konsekriert unter großer Anteilnahme und Freude aller Gemeindemitglieder dieses neue Geläut.
  • Unter Pfarrer Lorenz Hellmold, der als junger, dynamischer Geistlicher von 1947 bis 1979 die Pfarrgemeinde leitet, sind dann viele Erneuerungen und Veränderungen realisiert worden.

    Eine Heizung, eine neue Vermalung, neue Kirchenfenster, die Umgestaltung des Chorraumes nach Maßgabe des 2. Vatikanischen Konzils, sowie der Bau eines Gemeinderaumes, in dem sich jede Woche 3 Jugendgruppen trafen.

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  • Unter der Leitung von Pfarrer Klaus Funke, der von 1982 bis 1988 die Pfarrgemeinde leitet, erlebt die Kirche noch einmal eine grundlegende Renovierung zum 300jährigen Jubiläum. So erhält die Kirche eine veränderte Innenansicht. Ein neuer Fußboden incl. Fußbodenheizung, eine neue Innenbeleuchtung, neue Kirchenbänke, eine neue Vermalung, einen Beichtraum und eine Krypta, die durch eine Öffnung zu begehen ist.

    Pfarrer Funke sensibilisiert und begeistert die Gemeindemitglieder und viele helfen und fassen tatkräftig zu. Nur mit diesen vielen Eigenleistungen und Unterstützungen und dank vieler Spender und Zuschussgeber kann dieses alles verwirklicht werden. Auch eine große Kirchturmreparatur und der Ausbau des Pfarrheims mit sanitären Anlagen fallen in diese Zeit. Doch nicht nur als Baumeister, nein auch als Seelsorger hat Pfarrer Klaus Funke der Gemeinde viele neue Impulse gegeben.

    Zu erwähnen ist der ökumenische Pfingstgottesdienst, der alljährlich die katholischen und evangelischen Gemeinden rund um die Seulinger Warte zum Gebet um die Einheit der Christen einlädt. Ein neuer Kreuzweg von einem jungen polnischen Künstler geschaffen, verschönt unsere Kirche und wird im März 1987 vom Diözesanbischof Dr. Josef Homeyer eingeweiht.
  • 1988 übernimmt Pfarrer Paul Selke die Gemeindeleitung. Er findet ein gut restauriertes Gotteshaus und viele motivierte Gemeindemitglieder vor. In seiner Amtszeit bekommt der alte Schieferturm eine neue Deckung aus Kupfer. Der Andachtsraum im Turmbereich als Ort der Stille und des Gebets wird von Grund auf erneuert. 14 Jahre wirkt Pfarrer Paul Selke in der Gemeinde.

    Im Jahr 2002 geht er nach schwerer Krankheit in den Ruhestand.
  • Am 1. September 2002 kommt mit Pfarrer Jan Lacki ein junger, polnischer Seelsorger in die Gemeinde, um das Gemeinde-Schiff zu lenken und zu leiten.
  • Seit Juli 2014 leitet Pfarrer Michael Kreye die Pfarrgemeinde. Mit der Unterstützung von Pater Cherian hat er die Fusion der Pfarrgemeinden in Seulingen und Germershausen zu einer Pfarrgemeinde begleitet.

So haben über 50 Seelsorger seit dem 13. Jahrhundert -soweit reichen die Aufzeichnungen- in Seulingen segensreich gewirkt. Ein Rundgang durch die Seulinger Pfarrkirche mit ihren alten Schätzen ist lohnenswert und wir können nur in Dankbarkeit und Ehrfurcht vor unseren Vorfahren stehen. Sie haben durch die Jahrhunderte ihren Glauben weitergegeben und ihre Werke zeugen bis heute davon.

Möge nun unser Pfarrpatron, der Hl. Johannes der Täufer, die Gemeinde auch weiterhin durch alle Stürme der Zeit führen und heute wie damals Vorläufer sein für den, der vor allen Türen steht und anklopft.